Frei Schnauze
Jola
Herzlich Willkommen im Zwinger
"frei Schnauze"!
Barbet-Zuchthündin:
Vita von der Trollhütte, Jola
Ein Jagdhund, der keine echte Beute machen darf
Jola ist – wie sich im ersten Jahr herauskristallisiert – Jagdhund durch und durch. Und ich bin überhaupt keine Jägerin – durch und durch.
Schlechte Kombi? Nein, ich habe mir den triebigen Hund von Björn und Astrid (von der Trollhütte) gewünscht und bekommen. Ein bisschen Terrier im Kopf, genug Durchsetzungsvermögen an meinen Ziegen und ein bisschen irre im Blick. Keinen Teddybären, bitte. Ich habe mir schon sagen lassen, sie erinnere an einen Drahthaar, dessen Urvater der Barbet ist.
Das große Interesse an meinen Hühnern, Pfauen, Katzen, Ziegen war mit dem Ankommen des Welpen schon offensichtlich und meine erste echte Erziehungsaufgabe klar.
Geschafft! Heute, mit einem Jahr, lässt es sich entspannt den (eigenen) Hühnern zusehen und das Hundebett mit der Katze teilen.
Die Philosophie und Erziehung nach Natural Dogmanship von Jan Nijboer fand ich schon bei den Vorgängerhunden die überzeugendste: Über das soziale Lernen zum Ziel zu kommen, Führung statt Machtanspruch. Nicht durch Leckerchenbestechung, nicht über Zwang, sondern über Spaß an der Zusammenarbeit plus Regeln und Begrenzung, wie im echten Leben eben. Dabei frage ich nicht: Was will ich von meinem Hund, sondern: Was möchte denn der Hund von mir? Mantrailing und Treibball fand ich gut und wollte wissen, was Jola wohl Spaß machen könnte. Sie nahm beides.
Die Methode ist eine Ersatzjagd auf Futterbeutel. Ich glaube, jeder Jäger belächelt uns spätestens jetzt, aber was willste machen? Den Jagdschein? Nö, nichts für mich. Hund unterscheidet nicht zwischen echter Jagd und vergleichsweise müdem Beutel, wenn ihm die Erfahrung fehlt. Zumindest gibt es für Jola heute kein wichtigeres Teil als den Beutel. Ist ja logisch: Es ist eine Futterressource, aus der sie gefüttert wird. Futter aus dem Napf kennt sie nicht. Wir legen also los und kommen im ersten Jahr überall an.
Dann kamen aber diese neuen Pläne, die meine Züchter unterstützen. Ich möchte meinen Zweithund in vielleicht zwei Jahren selber züchten, aussuchen, in den ersten Lebenswochen begleiten, und ich höre erstmals von den Voraussetzungen für die Zucht: Der Anlagenprüfung Frühjahr und Herbst, einer Zuchtschau und mehr.
Die geforderten Prüfungsthemen sind recht nah an dem, was wir ohnehin machen. Quersuche, Schleppe, Wasserarbeit, Nasenarbeit mit unseren Beuteln.
Nur kommt zum Spaß nun doch etwas mehr Regelwerk hinzu – die Ehrenrunde mit dem Beutel nach erfolgreicher „Jagd“ ist nun ausgedreht. Herumknautschen und mir das Ding vor die Füße knallen vorbei. Aber so ist das im Leben, es kommen mehr Regeln dazu, je älter man wird. Ich hatte den Fokus bislang nicht darauf, weil wir's nicht gebraucht haben.
Mit Nadine Köhler habe ich nun eine großartige Unterstützung, sie bereitet uns für die Herbstprüfung vor und kennt im Gegensatz zu mir die Prüfungsordnung.
Besser konnte es doch nicht laufen. Sie erinnert mich schön regelmäßig daran, dass Jäger die Prüfung abnehmen und mein „Such Beutel“ vielleicht besser in ein „Such Voran“ umbenannt werden sollte. Ein bisschen Spagat ist es schon, dem Hund nun zu verklickern, dass der Beutel nun länger im Fang gehalten werden sollte und weitere Spagate gibt es auch noch; ich nehme einiges an, aber nicht alles und bleibe dem Natural Dogmanship möglichst treu.
Ich höre von Jägern immer wieder, dass der Jagdhund bedingungslos arbeiten müsse, das Gehorsam erst dann anfängt, wenn es keinen Spaß mehr macht und auch nach dem x-ten. Wasserrapport, dann wenn es dem Hund zu viel werden könnte, die Arbeit erst beginnt und unbedingt durchzusetzen sei. Wie ich beobachte, passiert das auch mit Härte und eben nicht nur mit Konsequenz. Die meisten Jäger sind doch Hobbyjäger und wieviele davon jagen wirklich Wassergeflügel und das den ganzen Tag lang?
Glücklicherweise hat Nadine auch eine andere Sicht auf die jahrzehnte alten Ausbildungsmethoden einiger Jäger und bleibt in der Ausbildung dem Hund gegenüber fair. Neuen Erkenntnisse in der Erziehung von Hunden sollte sich keiner verschließen, auch wenn das immer schon so oder so gemacht wurde und „funktioniert“.
Schon der Befehl an den Hund ist gerne laut und scharf und das obwohl er neben einem steht. Was tun, wenn er erstmal weiter entfernt angesprochen werden muß, Steigerung in Ton und Lautstärke wird da schwierig. Warum eigentlich? Warum kann er nicht freundlich und leise angesprochen werden?
In der Herbstprüfung wird genau ein Wasserapport verlangt und das macht Hund, der mit Freude lernen durfte, auch freudig. Und er macht das auch mehrmals mit Spaß.
Heute war bei mir und Jola Prüfung im zivilen Leben, dem Mantrailing. Die Nase geht also auch und wieder gab es ein schönes neues Papier für den Ordner.
Nicht ganz so toll war die Zuchtschau. Mein Barbet hat keine Locken, sondern nur eine Welle. Und sie ist zu klein. Ich hatte mir tatsächlich einen großen Hund gewünscht und nehme es nun sportlich, sie immer noch ganz einfach auf den Arm nehmen zu können um sie aus Situationen rauszunehmen..
Schauen wir mal, ob wir im Herbst auch so gut punkten können wie im Frühjahr. Das Einfache für mich ist dabei ja: Ich bin keine Jägerin und kann es deshalb gelassen nehmen.
Von ihren Anlagen her habe ich jedenfalls eine auffallend tolle Wasserratte und eine Vorstehhündin unter den Barbets bekommen. Mit elf Punkten fürs Vorstehen hat sie den Vorsteher gemimt und mit 51 Punkten eine super tolle erste Prüfung abgelegt.
Für Frauchens Ego super, aber das ist nur Papier und sagt nichts aus über die Beziehung von Hund und Hundeführer und darauf sollte es doch eigentlich ankommen. Die Punkte schafft man auf vielen Wegen, die gute Beziehung zum Hund nicht auf allen.
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